Der Vorstand des Fördervereins Münchner Kammerspiele gibt bekannt:
Auf Nachfrage vieler Mitglieder sieht sich der Vorstand verpflichtet, ein Statement zur
„ Causa Lilienthal „ abzugeben.
Wir – die Freunde der Münchner Kammerspiele – haben uns bis jetzt nicht geäußert,
weder öffentlich noch intern, weil die Meinungen innerhalb des Vereins sehr unterschiedlich sind und der Vorstand keinen einheitlichen Standpunkt erkennen und nach außen vertreten kann.
Selbstverständlich können wir alle schriftlichen Meinungsäußerungen von Förderern auf
unserer Website: www.foerderverein-kammerspiele.de veröffentlichen, allerdings mit dem
Hinweis dass sie nicht zwingend die Meinung des gesamten Vereins wiedergeben.
Peter Haslacher
Vorstand
schicken Sie uns ganz einfach ein email
über: kontakt@foerderverein-kammerspiele.de
bitte beachten Sie: Rechtschreibfehler werden nicht korrigiert !
Eva und Michael Duhnkrack
Tumblingerstr. 12
80337 München 6. Mai 2018
Herrn Kulturreferenten
Dr. Hans-Georg Küppers
Landeshauptstadt München
Burgstr. 4
80331 München
Intendanz Matthias Lilienthal an den Münchner Kammerspielen
Sehr geehrter Herr Dr. Küppers,
als geborene Münchner, die sehr gerne Bürger dieser Stadt sind, fühlen wir uns mit den Münchner Kammerspielen seit den 70er Jahren besonders verbunden. Die Intendanzen von Frank Baumbauer und Johan Simons haben wir in guter Erinnerung.
Die Intendanz von Matthias Lilienthal haben wir von Anfang mit großem Interesse verfolgt, schien er uns doch – in Fortsetzung von Baumbauer und Simons – das Theater konsequent mit künstlerischen Mitteln für unsere Zeit und ihre vielfältigen neuen, oftmals auch verwirrenden Herausforderungen zu öffnen.
Ihre mutige Entscheidung für Matthias Lilienthal, der für diese Entwicklung steht, haben wir sehr bewundert und sie – wie viele andere Ihrer kulturpolitischen Entscheidungen und Maßnahmen in der vergangenen Zeit – hoch geschätzt.
Umso enttäuschter sind wir jetzt über die Haltung der Stadtspitze, die sich sachlich unhaltbaren Angriffen gegen die Kammerspiele aus der CSU-Stadtratsfraktion und von Teilen der Medien bisher in der Öffentlichkeit nicht entgegengestellt hat. Dies trifft nicht den Intendanten allein, sondern es verunsichert auch das Personal der Kammerspiele, zu dem neben dem Ensemble ja auch alle anderen Mitarbeiter gehören, deren großes Engagement entscheidend zum Erfolg des Spielbetriebs beiträgt.
Sehr bestürzt wären wir, wenn diese vielversprechenden Ansätze, die viele junge Menschen in die Kammerspiele geführt haben, nicht fortgesetzt würden. Zur Begründung können wir den folgenden Worten aus dem offenen Brief des Kammerspiel-Ensembles nur aus vollem Herzen beipflichten:
„Wir glauben, dass es der Auftrag des subventionierten Theaters ist, ein Ort der Reflexion und des Aufbruchs, nicht eine Bastion der Affirmation zu sein. Wo, wenn nicht an diesem Ort, ist der spielerische Mut zur Verunsicherung, zur Utopie und zum Experiment angebrachter – wann, wenn nicht in einer Zeit, in der die Angst tiefe Gräben durch unsere Gesellschaft zieht? Gerade jetzt scheint es uns wichtig, in unsere Arbeit die mitunter babylonisch anmutende Diversität der Perspektiven und Sprachen mit einzubeziehen und zu spiegeln, um einen Ort der Begegnung zu pflegen“.
Dies können wir nur vorbehaltlos unterstützen. Deshalb möchten wir Sie ebenso höflich wie nachdrücklich bitten, den Kammerspielen diese Unterstützung auch in der Öffentlichkeit zu gewähren, um klarzustellen, dass auch die Spitze der Stadt München hinter dem Konzept der Intendanz Lilienthal steht. Mit so einer klaren Haltung würde die Stadt auch den vielen jungen Leuten, die wir neuerdings in großer Zahl in den Kammerspielen treffen sowie allen Theaterbesuchern, die neugierig sind auf die künstlerische Auseinandersetzung der Kammerspiele mit der zeitgenössischen deutschen und internationalen Politik und der Ästhetik des Theatermachens im 21. Jahrhundert, eine Stimme in der Öffentlichkeit geben.
Als Mitglieder des Fördervereins Münchner Kammerspiele wären wir froh, wenn wir Ihre Antwort, sehr geehrter Herr Dr. Küppers, zusammen mit unserem Brief auf der Website des Fördervereins allen Mitgliedern zur Kenntnis geben könnten.
Mit freundlichen Grüßen
Eva und Michael Duhnkrack
Hier unten sehen Sie die Antwort auf den Brief von Eva und Michael Duhnkrack von dem
Kulturreferenten Dr. Hans-Georg Küppers
Lieber Herr Hoch,
Als Herr Lilienthal Intendant in den Kammerspielen wurde, hatten auch wir eine Zeit der Gewöhnung nötig. Aber nun möchten wir, dass er bleibt. Das Theater hat von
ihm neue Anstöße bekommen, die für München so nötig sind. Das konventionelle klassische Theater hatte hier die Überhand und erst mit Lilienthal ist eine neu Frische eingekehrt, die uns
begeistert. Auch wir waren nicht von jedem Stück begeistert, aber lieben die Experimentierfreude an den Kammerspielen. Besonders die Einladung von externen Theatergruppen (z.B. Hellas München
oder jetzt Miunikh – Damaskus). Diese Experimente mit Schauspielern anderer Länder begeistern uns. Endlich sind auch viele junge Menschen im Theater!
Der Spielplan darf nicht von politischen Parteien beeinflusst werden, wie gerade von der Seiten der Konservativen geschieht.
Mit freundlichen Grüßen
Susanne und Martin Brill
04.April 2018
Lieber Herr Hoch,
kurzum: ich bedauere den Weggang von Lilienthal sehr. ( Ich wundere mich nur, warum er so gar nicht in den Ring steigt, um für den Verbleib zu kämpfen. Sicher hat er
seine Gründe, einer davon dürfte die mangelnde Unterstützung der Rathaus-SPD sein, siehe unten . Oder es hat auch irgendwie mit Chris Dercon zu tun?). Bei Ihrer Stellungnahme frage ich mich
allerdings, welche Qualität genau denn fehlte und was sind denn Ansprüche der Kammerspiele? Wer sind denn die "Kammerspiele", die Ansprüche haben? Wer hat die Ansprüche definiert und wo
kann man diese nachlesen ? Wissen Sie mehr oder meinen Sie vielleicht Ihre Ansprüche/Erwartungen an die Kammerspiele? Warum sind Sie nicht wie ich der Meinung, dass unter Lilienthal vieles gut
gelingt und einiges halt weniger gut - wie wahrscheinlich an jedem Theater.
Dr. Michael
Segal
22.April 2018
Dr. Peter Hoch
Ihre Umfrage wg. Lilienthal: Kurzum Ich begrüße den Weggang von Herrn Lilienthal. Nach dem "denkwürdigen" Einführungsabend für den Förderverein war man doch in der Hoffnung nach Hause gegangen, man müsse einem Indendanten ein oder 2 Spielzeiten Zeit geben. Vergebliche Hoffnung, wir bekamen einen Potpourri von Aufführungen, der sich mehr durch Masse auszeichnete als durch Klasse. Die Qualität der Inszenierungen entsprach meistens nicht den Ansprüchen der Kammerspiele, die immerhin eines der führenden Theater Deutschlands über viele Jahrzehnte waren.
22.April 2018
Betr.: Kündigung von Lilienthal provoziert und nicht verhindert
Sehr geehrte Damen und Herren,
bei der CSU-Stadtratsfraktion war wohl kaum eine Begeisterung für neue Horizonte im Theater zu erwarten. Dass sich aber weder der Kulturreferent der Stadt München noch OB Reiter auch nur mit einem Schnaufer für Matthias Lilienthal eingesetzt haben, stößt uns schon sehr unangenehm auf. Die Genannten verderben es sich anscheinend lieber mit denen, die sich über die offene, international orientierten Haltung der Kammerspiele freuen, lassen die vielen jungen Leute, die neuerdings in großer Zahl in den Kammerspielen zu treffen sind, links liegen und unterstützen damit diejenigen, die nichts ändern und nichts Neues erfahren wollen. Aber es fällt auf, und wir sind sicher, dass es ihnen auch noch auf die Füße fallen wird.
Ganz zu schweigen davon, dass diese Nickligkeiten ja nicht nur Matthias Lilienthal treffen, sondern das ganze hervorragende und risikobereite Ensemble, das sich folgerichtig in einem sehr bemerkenswerten offenen Brief mit seinem Intendanten solidarisiert hat.
Bei den Knüppeln, die Mathias Lilienthal bei seinem Bestreben, dem Publikum vielseitige Arbeit als Reaktion auf die zeitgenössische Politik und die Ästhetik des Theatermachens in unserer Zeit zu bieten, zwischen die Beine geworfen wurden, darf man nicht die SZ vergessen, deren Feuilleton hier fleißig an vorderster Front mitgewirkt hat, zum Teil mit Kritiken, die nur knapp an dem Wort „gemein“ vorbei geschrammt sind. Man denke hier nur an „Trommeln in der Nacht“ das die SZ total verrissen und dem Regisseur Feigheit vorgeworfen hat. Die Krone setzte dem eine verständnislose Kritik von „Mittelreich schwarz“ auf, über die sich selbst der Spiegel lustig gemacht hat. Als beide Inszenierungen zum Theatertreffen nach Berlin eingeladen wurden, wusste die SZ diese Auswahl nur zu bekritteln. Dabei ist es so wichtig, das bildungsträchtige Stadttheater von der X-ten Version von König Lear zu lösen und für junges Publikum attraktiv zu machen.
Nach einer Studie der Uni Friedrichshafen überaltert das Publikum klassischer Konzerte drei Mal so schnell wie die deutsche Bevölkerung. Wenn wir uns in den vergangenen Jahren in unseren beiden großen Theatern umgeschaut haben, dann gilt dies sicher auch für das Theater. Allein das zeigt schon, wie wichtig Innovationen auch für das Fortbestehen des Theaters sind. Nach nur zwei Jahren Intendanz von Matthias Lilienthal beobachten wir regelmäßig immer mehr junge Leute im Theater als früher. Sicher sind Abonnenten abgesprungen, dafür hat sich das Publikum, das gezielt Karten für einzelne Vorstellungen kauft, verdoppelt.
Wenn ein ganzes Ensemble einen Neuanfang wagt, kann nicht alles gelingen. Matthias Lilienthal aber hat uns die Welt, wie sie heute ist, ins Theater geholt – und zwar in großer Vielfalt. Außerdem hat er uns sein Theater näher gebracht und uns in vielen einzelnen Veranstaltungen einen hoch interessanten Zugang zum Theatermachen eröffnet.
Mit freundlichen Grüßen
Michael und Eva Duhnkrack 21.April 201
LIeber Vorstand!
Habe nach getaner Arbeit die Kultur wiederentdeckt und musste regelmäßig nach Berlin fahren, um das zu sehen, was mir zusagte.
München im Schönheitsschlaf, war mein Gefühl.
Da entdecke ich das Programm der Kammerspiele und wusste sofor, hier bin ich zuhause.
Und werde begeistert Fördermitglied!
Nichts gegen die Klassik, aber ein lebendiges vielsträhniges Theater, das sich dem Leben stellt - das ist es, was die Zeit braucht. Groß auch die Kooperationen
mit dem Haus der Kunst.
Deshalb - haltet Lilienthal!
Viele Grüße,
Dr. Ralph Fischer
20.April 2018
Sehr geehrter Vorstand,
Ich bin begeistert vom Spielplan der Kammerspiele, vorallem rechne ich ihm hoch an, dass er sich sehr für die aktuellen Themen einsetzt, z.b Flüchtlingskrise,
Wohnungsnot , Abgrenzung u.v.m.
Ab seiner Intendanz bin ich in den Förderverein eingetreten und habe es bis Heute nicht bereut. Für mich wäre es ein grosser Verlust wenn er gehen
sollte.
Ich ertrage die klassischen Inszenierungen nicht mehr, z.b hat mich Maria Stuart gelangweilt, auch wenn Frau Hobmeier mitgespielt hat.
Mit freundlichen Gruessen
Dr.Bernd Menschig und Georgette
Kuensemueller
20.April 2018